BJG-Mitglied G. Schmid vom Amtsgericht München fordert „Freie Fahrt für alle uniformierten Justizbeamten“. Während die Bundeswehrsoldaten ein kostenloses Job- Bahnticket bekommen, hat die Politik der Justiz diesen Bonus bisher verwehrt. Dies wäre eine erhebliche finanzielle Entlastung für die Kollegen der 1. QE, die sich oft nur mit einem Nebenjob über Wasser halten können.
Justizangestellte:
Auch die Beschäftigungsbedingungen für Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst im Arbeitnehmerbereich sollten dringend verbessert werden. Bei den Kommunen haben die Angestellten bessere und attraktivere Entwicklungsmöglichkeiten als bei der Justiz, wo Aufstiegschancen von Entgeltgruppe 5 bis max. Stufe 6 möglich sind. Eine Erweiterung der Aufstiegschancen würde dahingehend eine Verbesserung bringen.
Justizfachwirte:
Hier herrscht großer Personalmangel. Der Appell an die Politik, mehr Beamte in der 2. QE einstellen, besteht schon seit längerer Zeit, wurde jedoch in der Vergangenheit nur unbefriedigend umgesetzt. Den größten Anteil der fertig ausgebildeten Justizfachwirte beanspruchen die Justizbehörden in München. Eine bessere Berücksichtigung der örtlichen und persönlichen Umstände der jeweiligen Anwärter wäre wünschenswert.
Dazu kommt eine Diskrepanz zwischen der hochwertigen Ausbildung und den im Anschluss auszuführenden Tätigkeiten – die Justizsekretäre werden zu bloßen Schreibkräften degradiert – und unzureichenden Entwicklungsmöglichkeiten.
Laut Dienstrechtsreform besteht nur noch eine Laufbahn. Diese sollte vornehmlich durchlässiger gestaltet werden. So könnten z.B. Aufgaben der 3. QE zur 2. QE übertragen werden.
Wie bekannt, stehen nicht genügend bezahlbare Staatsbedienstetenwohnungen während sowie nach der Ausbildung gerade in Ballungsräumen zur Verfügung. BJG-Mitglied S. Oberauer, Justizsekretärin am Landgericht Traunstein und 1. stellv. Vorsitzende der BJAV am OLG München, schlägt eine höhere Schaffung von Staatsbedienstetenwohnungen für Anwärter vor; dies würde den Beruf des Justizsekretärs insbesondere in München attraktiver machen.
Rechtspfleger:
Auch bei den Rechtspflegern herrscht akuter Personalmangel. Vertretungen sind die Regel, Überstunden nehmen überhand. Eine Entlastung ist dringend vonnöten.
Susann Enders zeigt Verständnis für die Personalprobleme in der Justiz. In allen Bereichen herrsche Fachkräftemangel – durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie insbesondere in der Pflege. Sie vergleicht die Situation mit ihren Erfahrungen als Krankenschwester; dort war in der Klinik vom Reinigungspersonal bis zum Arzt jeder gefordert, doch nicht jeder wurde für seine Arbeit wertgeschätzt und gefördert.
Ihren Wechsel vom OP-Tisch zur Politik erklärt sie damit, dass sie sich mehr Fachkräfte in der Politik wünscht. Es sei nicht wünschenswert, dass nur Theoretiker Gesetze machen, da sie manche Probleme nicht sehen würden. Frau Enders erzählt hierbei, dass sie den in die Tat umgesetzten Coronabonus für Pflegekräfte persönlich im Kabinett vorgeschlagen hatte.
Sie beschreibt die derzeit schwierige Situation, Fachstellen im Haushaltsplan durchzusetzen. Viele Finanzierungen würden pandemiebedingt abgelehnt werden. Sie gesteht ein, dass im Staatshaushalt evtl. während der Corona-Zeit falsche Schwerpunkte gesetzt wurden.
Etwas Hoffnung macht sie den BJV-Mitgliedern jedoch: Gelder für die Justiz seien im Haushaltsplan eingeplant und sogenannte „Blaulichtgruppen“ für Ehrenamtliche sollen das Berufsbild des Wachtmeisters bekannter und schmackhafter machen.
Selbstverständlich, sagt Enders, müssten jegliche Beschlüsse auch von der Mitregierungspartei CSU abgesegnet werden. Die Gesprächsbereitschaft und das Verständnis der Abgeordneten Enders für die Situation der Justiz ist ein erster Schritt. Damit die Politik der Justiz aus der Krise verhilft, müssen aber wohl noch viele weitere Gespräche geführt werden.